Besonders häufig tritt ein Schleudertrauma nach Auffahrunfällen auf. Aber auch bei Stürzen mit Skiern oder dem Bike oder bei einem Zusammenstoss mit einer Glastüre macht der Kopf eine starke unerwartete Bewegung nach vorne und hinten: Beim Aufprall baut der Körper reflexartig eine Gegenspannung auf und versucht, sich zu stabilisieren.
Durch diese ruckartige Anspannung entstehen Triggerpunkte und Muskelhartspann. Bei einem HWS-Distorsionstrauma - wie das Schleudertrauma im medizinischen Jargon heisst – schmerzen daher sowohl die vorderen als auch die hinteren Muskeln der gesamten Halspartie.
Was passiert bei einem Schleudertrauma im Körper?
In der Regel handelt es sich bei einem Schleudertrauma um eine reine Weichteilverletzung, bei der die Wirbelsäule unbeschadet bleibt. Durch die Überdehnung von Sehnen und Bändern kommt es zu Mikroverletzungen im Gewebe. So gering deren Ausmass auch sein mag, rufen sie im Kopf- und Nackenbereich rasch starke Beschwerden hervor. Das Hauptproblem ist die Instabilität des Kopfes: Beim Versuch, das Gleichgewicht zu halten, fühlt sich der Körper rasch überfordert und die Betroffenen klagen über Schwindel, Übelkeit und extreme Müdigkeit. Auch die Nackenmuskeln möchten helfen und spannen sich mit aller Kraft an. In der Folge treten weitere Belastungen wie Verspannungen und Muskelschmerzen auf.
Moderne Behandlung – ganz ohne Kragenmanschette
Bei der Behandlung stehen anfangs die Lockerung der Muskeln und des Hartspanns, gleichzeitig aber auch die Stabilisierung im Fokus. Hat der ärztliche Untersuch keine ernsthaften Verletzungen an Nerven oder Wirbelsäule gefunden, wird die Nackenpartie nicht mehr – wie früher üblich – mit einer Kragenmanschette ruhiggestellt. Stattdessen ermuntern wir unsere Patienten, den Kopf zu bewegen – so weit es die Schmerzen natürlich zulassen. Bewegung ist sogar ein wichtiger Teil des Heilungsprozesses: Nur so können sich die verletzten Strukturen im Gewebe neu sortieren. Dabei sollte die Aktivität langsam gesteigert werden: von einfachen Drehbewegungen des Kopfes über Stützübungen, Qi Gong oder Klettern in der Halle bis hin zu Krafttraining, Velofahren oder Joggen. Dabei kommt es stets auf eine bewusste Körperhaltung an.
Haben Sie Geduld!
Symptome wie Übelkeit, Schwindel oder Müdigkeit machen sich bei einem Schleudertrauma häufig bis zu ein oder zwei Jahren nach dem Unfall bemerkbar. Rascher verabschieden sich die Begleiterscheinungen durch einen geeigneten Trainingsaufbau und begleitende Weichteilbehandlungen oder Massagen in grösser werdenden Abständen.
Hilfreich sind in dieser Phase eine Entschleunigung des Alltags sowie eine positive Grundeinstellung: Es ist zwar dumm gelaufen, aber jetzt liegt es an Ihnen, das Beste aus der Situation zu machen.
Seit dem Abschied von der Kragenmanschette sind die Patienten deutlich kürzer arbeitsunfähig und können schneller ihren „normalen” Alltag wieder aufnehmen: Schon allein dadurch fühlen sie sich oft ein Stückchen fitter.
Leider werden immer noch viele Schleudertrauma-Patienten, die trotz teils gravierender Beschwerden im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren beruflichen und privaten Verpflichtungen nachkommen, rasch als Simulanten abgestempelt. Zum Glück setzt sich aber das Bewusstsein, dass auch hinter diffusen Symptomen eine handfeste Ursache stecken kann, mehr und mehr durch.
Und zum Glück lassen sich diese handfesten Ursachen mit Physiotherapie und/oder Craniosacraltherapie sehr gut behandeln.