Wirkt sich Stress auch auf Muskeln aus?
Verbringst du viel Zeit vor einem Computer, im Auto und hast zusätzlich einen stressigen Alltag? Wenn ja, dann könnten deine Hüftbeuger verkürzt sein und verhindern somit deine vollständige Hüftstreckung im aufrechten Stand und erst recht im aufrechten Gang.
Diese chronische Verkürzung von dem sogenannten Iliopsoas-Muskel kann dazu führen, dass Probleme wie Rücken-, Hüft- oder Knieschmerzen, Verdauungsprobleme oder sogar dysfunktionale Atemstörungen entstehen, denn dieser Muskel beeinflusst unsere ganze Statik.
Der Hüftbeuger (M. iliopsoas) ist ein langer Muskel, der an den Lendenwirbeln entspringt und über die Leiste zum Oberschenkelknochen zieht. Er besteht aus 2 Teilen: dem M. Psoas und dem M. iliacus. Der Musculus iliopsoas ist der stärkste Beuger des Hüftgelenks, ist an der Aufrichtung des Rumpfes aus Rückenlage beteiligt und auch an der Aussenrotation des Oberschenkels.
„Der Muskel der Seele“- der M. Iliopsoas
Unser hektisches Leben kombiniert mit Bewegungsmangel und Stress bei der Arbeit, in der Familie etc., verursacht eine erhöhte Spannung in unserem Körper. Das manifestiert sich in unseren Gedanken als Angst und Unruhe. Diese Angst und unser Überlebensinstinkt entstehen im ältesten Teil unseres Gehirns, dem „Lizard Brain“ oder auch „das limbische System“ genannt. Das limbische System wiederum ist verbunden mit dem M. iliopsoas und auch einigen anderen Muskeln im Körper. Somit wirken Emotionen auch auf die Muskeln ein: Der M. iliopsoas kann Stress oder ein Trauma „festhalten“.
Emotionen im Muskel?
Jedes Mal wenn wir Angst oder Stress erfahren, spannen wir unbewusst unseren M. iliopsoas an. Stress ist eine Emotion, die sich auf die ungewöhnlichste Weise manifestiert und sich in den Körper "einsperren" kann, was sowohl körperliche als auch emotionale Spannung zur Folge hat. Wieso?
Evolutionär ist der Iliopsoas eng mit unserem „Fluchtmechanismus" verbunden. Heute hingegen bleiben wir sitzen wenn wir Stress haben und deshalb sind wir gefangen in dieser Fluchtsituation – Stresssituation!
Unser physischer Körper ist nicht der einzige Teil, der am chronisch gestressten Hüftbeuger leidet. Er beeinflusst uns auch psychisch, wie wir uns fühlen, wie wir die Welt betrachten und wie wir andere behandeln. Eine Vielzahl von Problemen wurde mit einem chronisch gestressten Iliopsoas Muskel in Verbindung gebracht: Er kann unseren emotionalen Zustand negativ beeinflussen.
Ein gesunder M. iliopsoas ist sowohl für die emotionale Gesundheit als auch für die körperliche Gesundheit wichtig. Wir sollten diesem Muskel mehr Aufmerksamkeit schenken. Ob wir an Rückenschmerzen oder Angstzuständen leiden, an Kniebeschwerden oder Erschöpfung – mit hoher Wahrscheinlichkeit trägt ein überspannter M. iliopsoas zu unserem Leiden bei.
Therapie
Da sich Stress auf einer unbewussten Ebene anhäuft, ist die Heilung unseres Körpers ein Prozess, der bewusst geschehen muss. Er erfordert nebst physiotherapeutischen Muskelbehandlungen und Dehnungen auch eine allmähliche Veränderung des Lebensstils: weniger Stress um innerlich zur Ruhe zu kommen. Die Myoreflextherapie, Meditation oder auch Yoga helfen, das Nervensystem und somit auch den Hüftbeuger zu entspannen.
Durch die Wiederherstellung des Gleichgewichts im Iliopsoas können wir unsere aufgestaute Spannung loslassen. Ein körperliches wie auch geistiges Wohlbefinden entsteht, innere Ruhe breitet sich aus, dadurch nehmen Spannungen und Muskelschmerzen ab.