Ein Muskelkrampf entsteht, wenn die Muskulatur sich eigenmächtig anspannt und nicht mehr entspannt oder einfach gelöst werden kann. Gerade im Sport, wenn man intensiv trainiert, können solche Muskelkrämpfe vermehrt vorkommen. Dieses Verkrampfen der Muskulatur kann zwar sehr unangenehm bis schmerzhaft sein, ist aber eine normale Körperreaktion. Nur in sehr wenigen Ausnahmefällen liegt eine Krankheit als Auslöser für Muskelkrämpfe vor.
Es gibt kaum wissenschaftliche Erkenntnisse, weshalb Muskelkrämpfe ausgelöst werden. Bekannt ist, dass bei starker Belastung und auch in Zusammenhang mit Hitze oder bei Schwangerschaften die Tendenz steigt. Heute geht man davon aus, dass die Alpha-Motoneuronen-Aktivität – also die Aktivität der Nerven, welche den Muskel innervieren und steuern – für die Beschwerden verantwortlich ist. Es wird davon ausgegangen, dass eine reflexartige Überaktivität der Nerven die Muskulatur zu einer Dauerkontraktion zwingt. Dabei entsteht jedoch keinerlei körperliche Schädigung. Dies ist wichtig zu wissen. Denn auch wenn man willentlich einen Krampf nicht beenden kann, so kann die Einsicht helfen, dass das nur ein sehr kurzfristiger Zustand ist.
Was hilft bei akuten Muskelkrämpfen?
Bei akuten Muskelkrämpfen hilft es, die Muskulatur zu dehnen. So kann versucht werden, die Muskulatur aktiv in eine Entspannung zu bringen. Die meisten Menschen handeln intuitiv richtig und gehen auch bei der Dehnung behutsam vor. Je nachdem wie stark die Muskulatur bereit ist loszulassen, sollte die Intensität gewählt werden.
Was hilft präventiv gegen Muskelkrämpfe?
Auch präventiv ist Dehnen die beste Möglichkeit, um aktiv Muskelkrämpfen entgegenzuwirken. Dabei sollte die Muskulatur, welche zu Krämpfen tendiert, mindestens 45 Sekunden bis zu 2 min vor der Aktivität gedehnt werden. Gerade auch bei Muskelkrämpfen in der Nacht konnte gezeigt werden, dass präventives Dehnen vor dem Schlafen die Muskelkrämpfe reduzieren kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Prävention ist die Flüssigkeitsversorgung. Auch wenn bis heute keine eindeutigen Ergebnisse über die Entstehungsmechanismen der Muskelkrämpfe vorliegen, konnte gezeigt werden, dass gerade bei hoher sportlicher Intensität (vor allem im Zusammenhang mit Hitze) eine grössere Tendenz zu Krämpfen besteht. Lange glaubte man, dass Muskelkrämpfe zudem durch Flüssigkeitsmangel verursacht werden. Diese These wurde jedoch teilweise verworfen. Trotzdem ist es logisch, dass unser Körper besser funktioniert, wenn er ausreichend mit Flüssigkeit versorgt wird. Deshalb ist es wichtig, gerade im Sport-Kontext genügend Wasser zu trinken, auch um Krämpfe vorzubeugen.
Zudem können alle Massnahmen, welche die Durchblutung verbessern (moderates Ausdauertranig oder Wärme und Kälte, therapeutisch eingesetzt) auch als präventive Massnahmen mithelfen, die Krämpfe zu reduzieren. Dabei kann schon das Duschen mit heissem und kaltem Wasser unterstützend sein.
Mythos Magnesium oder Gurkenwasser
Seit langer Zeit hält sich der Mythos, das Magnesium bei Muskelkrämpfen hilft. Leider hilft Magnesium bei Muskelkrämpfen nicht wirklich. In zahlreichen Studien versucht man einen Effekt zu belegen und stiess dabei kaum auf positive Ergebnisse. Nur im Zusammenhang mit Schwangerschaften konnten teilweise Verbesserungen der Muskelkrämpfe durch Magnesium dokumentiert werden. Oft steht Magnesium aber auch im Zusammenhang mit Nebenwirkungen im Verdauungssystem. Deshalb empfiehlt es sich nicht wirklich Magnesium gegen Muskelkrämpfe zu nehmen, ohne es mit dem Arzt abzusprechen. Erstaunlicherweise konnten bessere Ergebnisse erzielt werden mit dem Trinken von Essiggurkenwasser. Das Gurkenwasser verkürzt laut einer amerikanischen Studie zufolge die Krampfdauer bei Betroffenen um fast die Hälfte und ist völlig unbedenklich. Man geht davon aus, dass der besagte Geschmack als Erlebnis so intensiv ist, dass es helfen kann die Verkrampfung zu lösen. Bei einem akuten Krampf wird Empfohlen, einen Milliliter Gurkenwasser pro Kilogramm Körpergewicht einzunehmen.
Quellen:
https://www.thieme.de/de/presse/muskelkraempfe-109759.htm
Pubmed
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